„Das Gesicht der Mutter“
„In der ersten Klasse einer Schwarzwälder Volksschule fing eines Morgens bald nach dem Unterrichtsbeginn ein kleiner Junge an zu weinen. Seine Banknachbarin verständigte den eifrig unterrichtenden Lehrer und der fragte auch gleich den Kleinen, warum er denn weine. Der wollte zunächst nicht heraus mit der Sprache, rieb sich mit beiden Händen die Augen und schluchzte nur. Nach einiger Zeit aber, als der Lehrer ihn gütig und geduldig weiter bat, doch zu sagen, was ihm denn weh tue oder bedrücke, da sah der kleine Junge vertrauensvoll zu ihm auf und sprach: „Ich habe vergessen, wie meine Mutter ausschaut.“ Da lachten die Kinder, die um ihn saßen, alle laut. “Der Lehrer aber verstand den kleinen Jungen sofort und sagte voller Verständnis zu ihm: „Aha, das Gesicht Deiner Mutter hast Du vergessen! Das ist freilich schlimm. Geh nur gleich heim und schau, wie Deine Mutter aussieht!“ Da ging der kleine Junge nach Hause und schaute seine Mutter an. Zufrieden kam er danach zurück, griff nach seinem Stift und fuhr fort, voller Hingabe und Freude Buchstaben zu malen.“