Die Geschichte vom betenden Gaukler
Es war einmal ein Gaukler, der von Ort zu Ort zog – tanzend und singend – und so seine Späße machte. Aber eines Tages wollte er mehr und er entschied sich künftig ein besinnliches Leben zu führen. So begab er sich in ein Kloster. Dort wollte er den Rest seines Lebens verbringen – schweigend und betend. Doch wie er die anderen Mönche sah, die das Schweigen und Beten jeden Tag mit ernsten und angespannten Gesichtern wiederholten, kam er sich bald leer und ausgehöhlt vor. Schließlich hielt er es nicht mehr aus, er zog sich, während die Klostergemeinde beim Chorgebet war, in eine kleine Waldkapelle zurück und fing an zu tanzen – so wie er es früher, als er noch von Dorf zu Dorf zog, gewohnt war. Er tanzte die kühnsten Tänze – und er tanzte sie zur Ehre Gottes. Tanzen war sein Gotteslob. Er tanzte so lange, bis ihm der Atem ausging. Einer der Mönche war ihm heimlich gefolgt, hatte ihn durchs Kapellenfenster beobachtet, und war anderntags zum Abt gegangen, um ihm davon zu berichten. Der Abt ging ebenfalls zur Waldkapelle und beobachtete den tanzenden Gaukler. Am nächsten Tag ließ dieser den Bruder Gaukler zu sich kommen. Zerknirscht fiel dieser vor dem Abt auf die Knie. Kaum konnte er seine Tränen zurückhalten: "Ich weiß Herr, dass ich ein schlechter Mönch bin. Ich passe nicht in euer Kloster. Anstatt zu beten und zu singen, habe ich getanzt. Ihr habt Recht, wenn Ihr mich aus dem Kloster verweist. So will ich freiwillig wieder auf die Straße gehen!" – Doch da verbeugte sich der Abt vor dem Gaukler, umarmte ihn und sagte:“ In deinem Tanz hast du GOTT mit Leib und Seele gelobt. Dein Herz war voller Freude. Und als ich dir zusah, spürte ich, dass auch ich fröhlich und heiter wurde. Es kommt nicht darauf an, wie du dich vor Gott ausdrückst, sondern dass es das ist, was dein Herz fühlt. Deine Art GOTT zu loben und zu ehren sollte für uns ein Vorbild sein!“