Das Gewicht des Schenkens

Das Gewicht des Schenkens
„Es war an meinem ersten Morgen in Senegal, im Marktviertel von Dakar. Mit einem Freund verließ ich das Haus, in dem ich die Nacht verbracht hatte, und wir gingen an der Mauer einer Sufi-Moschee entlang. Dort standen Bettler mit ausgestreckter Hand. Mit christlicher Selbstverständlichkeit stöberte ich nach einem Zehnfrankenstück in meiner Tasche und legte es so beiläufig wie möglich in eine dieser Hände. Ich hatte den Mann nicht einmal angesehen. Mein Freund blieb stehen und forderte mich auf, dem Bettler in die Augen zu sehen und mich vor ihm zu verbeugen. Ich hatte ihm eine Spende gereicht und jetzt war es an ihm, mich mit einem Koranspruch zu segnen. Was da vor sich ging, war genau das Gegenteil eines Gabentausches. Es war eine Feier der Unvergleichbarkeit von zehn Franken und Allahs Segen. Und gerade deshalb konnten wir einander in die Augen sehen als Du und Du. Die Unvergleichbarkeit der Spende hatte unsere Ebenbürtigkeit bezeugt.


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