Evangelium Lk 2, 33–35
In jener Zeit staunten sein Vater und seine Mutter
über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.
Und Símeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu:
Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen
und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, –
und deine Seele wird ein Schwert durchdringen.
So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.
…. Besinnliches zum heutigen Evangelium:
Jesus wird von seinen Eltern in den Tempel gebracht, wie es das Gesetz des Ersten Bundes verlangt. Aber nicht nur, um die Vorschrift zu erfüllen, kommt Jesus in den Tempel; er ist der Herr des Tempels (vgl. Mal 3, 1). Der greise Simeon erkennt in dem Kind den Messias; den Heilbringer für Israel und für die Völker der Erde. An das Loblied Simeons (Lk 2, 29–32) schließt sich eine düstere Weissagung an, wie auch schon im Ersten Bund vom Gottesknecht zugleich Leiden und Verherrlichung vorausgesagt waren. Mit der Ankunft Jesu setzt die Krise ein. An ihm entscheidet sich das Schicksal Israels und aller Völker. Maria aber erfährt, dass sie als Mutter des Messias seinen Leidensweg mitgehen wird. Sie bewahrt die Worte Simeons in ihrem Herzen; sie braucht Zeit, um die Tragweite des Gehörten zu ermessen.
Evangelium Johannes 19, 25–27
In jener Zeit standen bei dem Kreuz Jesu seine Mutter
und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Mágdala.
Als Jesus die Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte,
sagte er zur Mutter: Frau, siehe, dein Sohn!
Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter!
Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
…. Besinnliches zum heutigen Evangelium:
Bei der Kreuzigung Jesu wird sichtbar, welche Menschen ihm am nächsten stehen. Maria aus Magdala wird auch in Mk 15, 40 erwähnt; dort steht sie unter den Frauen, die „von weitem zusahen“. Johannes hebt besonders die Mutter Jesu hervor und „den Jünger, den er liebte“ (Joh 19, 26). Maria leidet die Schmerzen ihres Sohnes mit; für Jesus mag die Anwesenheit der Mutter zugleich Schmerz und Trost gewesen sein. Doch hat die Szene, die hier berichtet wird, über das Persönliche hinaus sicher auch symbolische Bedeutung. Beim Kreuz Jesu wird Maria unter Schmerzen die Mutter der Kirche, die aus dem Mysterium des Kreuzes geboren wird. Außerdem lässt sich sagen: Maria verkörpert unter dem Kreuz das Israel, das den Gekreuzigten als Messias bekennt. Dann liegt es nahe, in dem Jünger, den Jesus liebt, den Vertreter des Heidenchristentums zu sehen; beide, die Kirche aus dem Judentum und die Kirche, die aus den Heidenvölkern dazukommt, werden wie Mutter und Sohn einander zugewiesen, damit sie eins sind (Joh 17, 22).