Psalm 22 Klage und Vertrauen

Der Psalm 22

Der Psalm 22 ist ein klagender Psalm Davids, der sich von tiefem Leid, Abhängigkeit von Gott und schließlich Vertrauen in Gottes Rettung und Gegenwart durchzieht. Er wird oft in drei Hauptteile gegliedert. Der Psalmbeginn “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?” drückt tiefe Verzweiflung, Isolation und das Gefühl aus, von Gott ferngehalten zu sein. Es folgen Bilder von Verachtung, Belagerung, körperlichem Schrecken, Dagegensein von Feinden und dem Ausgeliefertsein an das Lachen und Spott der Umstehenden. Der Beter beschreibt körperliche Qualen, Trostlosigkeit und das Verlangen nach Gottes Gegenwart. Trotz der Schmerzen wird der Gedanke wiederholt, dass Gott in der Not trotzdem nahe ist, auch wenn dies im Moment schwer zu fassen ist. Gegen Ende des Psalms kehrt das Vertrauen allmählich zurück. Der Beter erinnert sich an Gottes Treue in der Vergangenheit, ruft zu Gottes Herrschaft unter den Nationen auf und schließt mit dem Lob Gottes sowie dem Ausblick auf eine Zukunft, in der Gottes Rettung sichtbar wird. Die Nachkommen werden von Gottes Rettung erzählen, Gemeinden werden ihn preisen.

22,1 Gottverlassenheit und Heilsgewissheit
[Für den Chormeister. Nach der Weise «Hinde der Morgenröte». Ein Psalm Davids.]
2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, /
bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage?
3 Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort; /
ich rufe bei Nacht und finde doch keine Ruhe.
4 Aber du bist heilig, /
du thronst über dem Lobpreis Israels.
5 Dir haben unsre Väter vertraut, /
sie haben vertraut und du hast sie gerettet.
6 Zu dir riefen sie und wurden befreit, /
dir vertrauten sie und wurden nicht zuschanden.
7 Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, /
der Leute Spott, vom Volk verachtet.
8 Alle, die mich sehen, verlachen mich, /
verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:
9 «Er wälze die Last auf den Herrn, /
der soll ihn befreien! Der reiße ihn heraus, /
wenn er an ihm Gefallen hat.»
10 Du bist es, der mich aus dem Schoß meiner Mutter zog, /
mich barg an der Brust der Mutter.
11 Von Geburt an bin ich geworfen auf dich, /
vom Mutterleib an bist du mein Gott.
12 Sei mir nicht fern, denn die Not ist nahe /
und niemand ist da, der hilft.
13 Viele Stiere umgeben mich, /
Büffel von Baschan umringen mich.
14 Sie sperren gegen mich ihren Rachen auf, /
reißende, brüllende Löwen.
15 Ich bin hingeschüttet wie Wasser, /
gelöst haben sich all meine Glieder. /
Mein Herz ist in meinem Leib wie Wachs zerflossen.
16 Meine Kehle ist trocken wie eine Scherbe, /
die Zunge klebt mir am Gaumen, /
du legst mich in den Staub des Todes.
17 Viele Hunde umlagern mich, /
eine Rotte von Bösen umkreist mich. /
Sie durchbohren mir Hände und Füße.
18 Man kann all meine Knochen zählen; /
sie gaffen und weiden sich an mir.
19 Sie verteilen unter sich meine Kleider /
und werfen das Los um mein Gewand.
20 Du aber, Herr, halte dich nicht fern! /
Du, meine Stärke, eil mir zu Hilfe!
21 Entreiße mein Leben dem Schwert, /
mein einziges Gut aus der Gewalt der Hunde!
22 Rette mich vor dem Rachen des Löwen, /
vor den Hörnern der Büffel rette mich Armen!
23 Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, /
inmitten der Gemeinde dich preisen.
24 Die ihr den Herrn fürchtet, preist ihn, /
ihr alle vom Stamm Jakobs, rühmt ihn; /
erschauert alle vor ihm, ihr Nachkommen Israels!
25 Denn er hat nicht verachtet, /
nicht verabscheut das Elend des Armen. Er verbirgt sein Gesicht nicht vor ihm; /
er hat auf sein Schreien gehört.
26 Deine Treue preise ich in großer Gemeinde; /
ich erfülle meine Gelübde vor denen, die Gott fürchten.
27 Die Armen sollen essen und sich sättigen; /
den Herrn sollen preisen, die ihn suchen. /
Aufleben soll euer Herz für immer.
28 Alle Enden der Erde sollen daran denken /
und werden umkehren zum Herrn: /
Vor ihm werfen sich alle Stämme der Völker nieder.
29 Denn der Herr regiert als König; /
er herrscht über die Völker.
30 Vor ihm allein sollen niederfallen die Mächtigen der Erde, /
vor ihm sich alle niederwerfen, die in der Erde ruhen. [Meine Seele, sie lebt für ihn; /
31 mein Stamm wird ihm dienen.] Vom Herrn wird man dem künftigen Geschlecht erzählen, /
32 seine Heilstat verkündet man dem kommenden Volk; /
denn er hat das Werk getan.

Die Psalmen lehren uns,
wie man betet und wie man Gott anbetet.

Die Psalmen singen von der Liebe Gottes,
denn jeder Tag ist ein Zeichen von Gottes Gnade.



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