Das geschenkte Lächeln
Max ging an Mamas Hand durch die Stadt. In der anderen Hand hielt er ein Brötchen und knabberte gelangweilt daran herum. Plötzlich sah er einen alten Mann an der Wand des Einkaufszentrums sitzen. Vor dem Mann lag ein alter Hut mit einigen Löchern und der Mann schaute ganz traurig. „Eine milde Gabe, eine milde Gabe…“, rief der Mann, jedes Mal, wenn jemand an ihm vorbeiging. Aber niemand beachtete ihn. „Was hat der Mann?“, fragte Max seine Mutter. „Weißt du…“, antwortete sie, „es gibt Menschen, die ganz arm sind und kein Geld haben um sich etwas zu Essen zu kaufen. Manche finden keine Arbeit, andere sind vielleicht krank und können nicht mehr arbeiten. Dann setzen sie sich auf die Straße und fragen andere Leute, ob sie ihnen etwas abgeben. Diese Menschen nennt man Bettler“. Max schaute den Mann an. Er blickte immer noch traurig umher. Eine alte Dame ging vorbei und warf ihm ein Eurostück in den Hut. „Vielen Dank! Gott schütze sie!“, sagte der Mann und versuchte trotz seiner Traurigkeit zu lächeln. Mama wollte weiter gehen, aber Max riss sich von der Hand los und ging zu dem Mann hin. „Warum bist du so traurig?“, fragte er ihn. Der Mann erklärte es Max: „Ach weißt du, ich habe meine Arbeit verloren, weil ich sehr, sehr krank bin. Nun kann ich kein Geld mehr verdienen, um mir etwas zu Essen zu kaufen und habe schon seit Tagen nichts mehr gegessen.“ „Hmmm….“, Max überlegte kurz. „Weißt du was, ich bin noch zu klein und habe kein Geld, was ich dir in deinen Hut werfen kann, aber wenn du willst, dann gebe ich dir mein Brötchen ab.“ Max hielt dem Mann sein Brötchen hin. „Das ist lieb von dir“, sagte der Mann, „aber ich kann dir doch deine Sachen nicht wegessen.“ „Ist schon okay“, lächelte Max, „ich bin schon satt, also nimm, ich teile gerne mit dir.“ Der Mann schenkte ein Lächeln und sah Mama fragend an. „Nehmen sie ruhig“, sagte Mama, „wenn mein Junge teilen will, dann ist das schon okay." Der Mann nahm das Brötchen und streichelte Max über den Kopf. „Vielen Dank, du bist ein guter Junge , deine Mama kann stolz auf dich sein..“ Als sie weitergingen drehte sich Max noch einmal um. Der Mann schaute jetzt nicht mehr traurig, sondern fing an, ein fröhliches Lied zu singen. Ein Lied von einem kleinen Jungen, der das Teilen gelernt hatte. Dieser Gesang war so schön anzuhören, dass immer mehr Leute stehen blieben und ihm zuhörten. Manche warfen dann auch ein paar Münzen in seinen Hut. „Du hast heute etwas sehr Tolles gemacht“, sagte Mama. „Du bist mein kleiner Held. Du hast dem Mann sein Lächeln wieder geschenkt und weil er wieder so fröhlich ist, hat er mit seinem Gesang Geld verdient und muss nicht mehr hungern.“ „Aber Mama, das war doch nur ein Brötchen…..“, Max schaute sie ungläubig an. „Nein Kleiner, du hast etwas gemacht, was viele Große schon verlernt haben. Zuhören, Helfen und mit Ärmeren teilen, das nennt man Nächstenliebe. Außerdem hast du ihm gezeigt, dass er trotz seiner Krankheit, etwas tun kann, um andere Menschen fröhlich zu machen. Du hörst doch, wie schön er singt und siehst, wie fröhlich die Menschen gucken.“